Chronik
Ortsgeschichte
Der Sage nach verirrte sich ein jagender Ritter im weiten, unwegsamen Wald, zwischen Passau und Böhmen. Vom Geheul der Wölfe in Angst versetzt, gelobte er, wenn er den rechten Weg wieder fände, an dieser Stelle ein Kirchlein im Wald zu bauen. Da hörte er die Glocken von Hutthurm und ihr Schall wies ihm die Richtung ins besiedelte Land hinaus. Zum Dank und in Erfüllung seines Versprechens baute er die Kirche im Wald. Dem Passauer Reformbischof Altmann (1065- 1091) dürfte die Pfarrgründung zu verdanken sein. Um 1200 wird ein Pfarrer von Waldkirchen, kurz darauf auch ein Richter genannt, schon damals muss der Ort von den Passauer Fürstbischöfen die Marktrechte erhalten haben. Die Errichtung eines Handelsweges, den so genannten „Goldenen Steig“ spielte in der Geschichte Waldkirchens eine entscheidende Rolle. Dieser Handelsweg, der das salzlose Böhmen mit den Salzlagerstätten im Rupertigau verband, führte von Passau über Strasskirchen, Deching, Oberleinbach und Sickling nach Waldkirchen, von hier nach Wallern und weiter nach Prachatitz. Als Sitz einer alten und großen Pfarrei und wichtigstem Platz am „Goldenen Steig“ erlangte der Markt schon früh Bedeutung. Die erste Blütezeit Waldkirchens begann um die Mitte des 13. Jahrhunderts mit dem Aufschwung des Säumerhandels am Salzweg von Passau nach Böhmen. Die Säumer mussten auf ihrem weiten Weg Einkehr halten, Futter für die Lasttiere aufnehmen und Lebensmittel zur Bewältigung des anstrengenden Marsches besorgen. Die Säumer brauchten also Lebensmittel und die Bauern der umliegenden Dörfer einen Platz zum Feilbieten ihrer Erzeugnisse. In diese Zeit fallt die großzügige Anlage des Marktplatzes unterhalb der Kirche und des alten Ortsteiles „Am Büchl“. Schwere Zeiten für den Waldmarkt brachte dann das 15. Jahrhundert, als böhmische Scharen mehrmals den Ort bedrängten und ihm 1458 eine Brandschatzung auferlegten. Bischof Ulrich von Nussdorf ließ daraufhin Waldkirchen mit einer starken Ringmauer mit zwei Tor- und zehn Wehrtürmen umgeben, von der sich größere Teile, freilich verbaut und verändert, bis heute erhalten haben. Waldkirchen wurde so zum einzigen befestigten Ort des Passauer Abteilandes. Wiederholt wurde Waldkirchen von verheerenden Brandkatastrophen heimgesucht (1492, 1683, 1782 und 1862). Aber immer wieder erholte sich der Ort und wurde neu aufgebaut. Die Ringmauer, die sich bei allen großen Bränden als gefährliches Hindernis erwies, wurde nach den Bränden von 1782, vor allem aber nach 1862 zum großen Teil niedergerissen oder verbaut, auch wurden die beiden Toranlagen abgetragen. Mit der Eröffnung einer Postexpedition 1853 und eines Amtsgerichtes 1862, dem Bau der neuen Passauer Straße 1874 und dem Anschluss an das Bahnnetz Passau – Waldkirchen – Freyung 1892, Waldkirchen – Haidmühle – Böhmen 1910, begann für Waldkirchen der Aufbruch in die neue Zeit.
Ob sich die Gründung von Waldkirchen so zugetragen hat, steht natürlich nicht fest, tatsächlich jedoch reicht der Ort, mit seiner, den Aposteln St. Peter und Paul geweihten Pfarrkirche, der „Kirche im Wald“ bis in die älteste bayerische Siedlungszeit im Wald um die Jahrtausendwende zurück.
Einen schweren Rückschlag hatte der Ort in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges zu erleiden, als am 26. April 1945 amerikanische Truppen den unverteidigten Markt beschossen, wobei acht Menschen ihr Leben verloren und ein Großteil der Häuser und die Kirche zerstört wurden.
Der Wiederaufbau nach dem Kriege führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung des Marktes Waldkirchen. Betriebe siedelten sich an, weiterführende Schulen wurden gebaut, und über die Anerkennung als Luftkurort entwickelte sich Wald-kirchen zum Mittelpunkt des rasch wachsenden Fremdenverkehrs im Unteren Bayerischen Wald.
Eine überaus rege Bautätigkeit und verschiedene Eingemeindungen haben schließlich den Markt weit über seine alten Grenzen hinaus vergrößert. Im Jahre 1972 wurde der Markt Waldkirchen zur Stadt Waldkirchen erhoben.
Vereinsgeschichte
Im Jahre 1925 fassten beherzte Männer im Ortsteil Richardsreut den Entschluss, einen Trachtenverein zu gründen. Maßgeblich Mitwirkende waren Alois Garhammer, Johann Süß, Xaver Lichtenauer, Heinrich Schüll und August Maier. Ein reges Vereinsleben begann. August Maier übernahm mit großer Ausdauer die Ausbildung des Vereins.
Schon nach kurzer Zeit konnte der junge Verein bei verschiedenen Anlässen Tanzdarbietungen vorführen. Mit 23 Mitgliedern war der Verein damals noch klein, aber jedes Jahr fand dieser Verein immer mehr Anhänger unter der Bevölkerung.
In den Anfangsjahren übte der Vorplattler Gustl Maier mit seinen „Lehrlingen“ in Scheunen auf Lehmboden, da die Benutzung eines Saales zu teuer gekommen wäre und in den Gaststuben das Gepolter beim Plattln doch nicht jedermanns Sache war.
Die ersten Aufzeichnungen in Wort und Bild datieren aus dem Jahr 1932. Aus dieser Zeit ist noch das Original-Kassenbuch vorhanden. Der Mitgliedsbeitrag betrug von Januar bis Juni 50 Pfennig, wurde aber im gleichen Jahr noch auf 25 Pfennig reduziert. Neben den Monatsbeiträgen waren verschiedene Veranstaltungen die Haupteinnahmequelle des Vereins. So wurden regelmäßig Tänze auf Bällen vorgeführt (Meindl Bahnhof, Jandelsbrunn, Grainet, Volksfeste). Nachdem 1938 alle Vereine unter dem nationalsozialistischen Regime aufgelöst und parteilichen Verbänden zugeordnet wurden, kam das Vereinsleben fast völlig zum Erliegen. Der Krieg und alle damit verbundenen Auswirkungen ließen jedes lustige Leben einschlafen. Nach Kriegsende war das Vereinsleben wieder sehr aktiv. Höhepunkt des Jahres 1950 war das 25-jährige Gründungsfest verbunden mit der Weihe der ersten Vereinsfahne. Die Fahnenmutter Theresia Detter und ihre Ehrenjungfern opferten viele Arbeitsstunden um dieses Fest, bei dem auch das 1. Gautrachtenfest ausgerichtet wurde, zu einem großen Erfolg zu gestalten.
Die 60er-Jahre brachten einen regen Aufschwung in das Vereinsleben. Der Erlös aus zahlreichen Tanzveranstaltungen wurde als Spende für gemeinnützige Zwecke verwendet. Der einsetzende Fremdenverkehr trug dazu bei, dass der Verein sein Können weit über unsere Region hinaus unter Beweis stellen konnte
Das Vereinsleben ist von jeher geprägt durch alljährlich wiederkehrende, traditionelle Veranstaltungen. Hierzu gehören Trachtenfeste, Faschingsbälle, Gautrachtenfeste und Vereinsausflüge. Ebenso gehören das Maibaumaufstellen und das Pfingstvögel – Singa zu den Höhepunkten im Vereinsjahr. Eine lange Tradition der „Waldlerbuam“ hat auch das Musizieren. Die Teilnahme an den verschiedenen Festlichkeiten der Heimatvereine und des Gaues war und ist selbstverständlich.
Alle Aktivitäten aufzuführen ist an dieser Stelle sicherlich nicht möglich. Im Folgenden sollen jedoch einige Ereignisse hervorgehoben werden. Ein kultureller Höhepunkt war eine 6-tägige Reise nach Rom, zu der die Vereinigung deutsch-italienische Freundschaft eingeladen hatte. Täglich standen Auftritte auf dem Programm. Daneben blieb noch genügend Zeit, um Rom zu besichtigen, an einem Gottesdienst mit dem Papst teilzunehmen und in Verona und Florenz Halt zu machen. Vor allem der Heimatabend in Rieti war ein voller Erfolg. Ein herausragendes Ereignis in der Vereinsgeschichte war 1972 die Ausrichtung des Kreis-, Musik- und Trachtenfest“ in Waldkirchen.
Kinder- und Jugendarbeit Unter der Leitung des damaligen Ehrenvorstands Ludwig Fuchs wurde 1960 die erste Kinder- und Jugendgruppe des Vereins gebildet. In den letzten 40 Jahren war es immer eine vorrangige Aufgabe, den Nachwuchs im Verein zu fordern und ihm die Freude am Volkstanz und der Brauchtumsarbeit zu vermitteln. Dabei kommt die Freizeitgestaltung und das gesellige Leben natürlich auch nicht zu kurz.
Jugendabzeichen in Gold für Helga Huml und Franz Kindermann Als Anerkennung für ihre Verdienste um die Jugendarbeit haben Helga Huml und Franz Kindermann 1993 das Jugendabzeichen des Bayerischen Trachtengaues in Gold erhalten. Die Verleihung der Ehrenurkunden mit Ehrenzeichen erfolgte im Trachtenstüberl vom Trachtenverein Jacking. Helga Huml ist seit 1977 im Verein als Trachtenwart tätig. Seit zehn Jahren ist sie mit den Kindern und Jugendlichen für die Durchführung der Weihnachtsfeier verantwortlich. Darüber hinaus wird mit den Kindern das Osterbrauchtum unter ihrer Regie gepflegt. Vorsitzender Franz Kindermann ist seit 1975 Motor des Vereins. Nach Aufbau der ersten Kinder- und Jugendgruppen in den 70er und 80er Jahren versteht er es bis heute, Trachtler für ihre Heimat zu begeistern. So wurden bisher Marterl in Erlauzwiesel und Saßbachmühle, die Zwieselholzkapelle und der heilige Bruder Konrad in der Stadtpfarrkirche restauriert, weiterhin das Waffen-Christi-Kreuz in der Saßbachmühle.
Besonders erfreulich ist, dass sich Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern auch des kirchlichen Brauchtums annehmen: Palmbuschenbinden, Osterwanderung mit Oascheibn, Gestaltung der Maiandacht. In diesem Jahr wurde in der Stadt Waldkirchen auch ein Seminar über Aufgaben, Stellenwert, Ziele der Brauchtumsarbeit mit den Jugendlichen des Vereins durchgeführt.
75-jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe und Gautrachtenfest des Dreiflüsse- Trachtengaues Passau vom 11. bis 13. August 2000
Eines
der größten Feste in der Vereinsgeschichte war sicherlich 1975 das
Gründungsfest anlässlich des 50-jährigen Bestehens. Verbunden mit dem
Gautrachtenfest kamen zu dieser Veranstaltung zahlreiche Vereine nach
Waldkirchen. Der Festzug bot ein beeindruckendes Bild auf dem
Marktplatz. Der Wahlspruch der Waldlerbuam“ – Getreu dem guten alten
Brauch – wird in der Vereinsarbeit sehr ernst genommen. Dieser
Leitgedanke bezieht sich allerdings nicht nur auf die Pflege der
Trachten und des Brauchtums, sondern auch für den Erhalt und die
Instandsetzung kirchlicher Gegenstände. Bereits 1979 wurde die Figur
des heiligen Antonius an der Stadtpfarrkirche Waldkirchen einer
gründlichen Restaurierung unterzogen. In den folgenden Jahren wurden
noch weitere Wegkreuze, Kapellen, Marterl und ähnliches hergerichtet.
Das Fest begann bereits am Freitag mit der Einweihung eines Marterls
in Oberhöhenstetten und einer Trachtenpuppenausstellung von Franziska
Rettenbacher im Bürgerhaus in Waldkirchen. Am Samstag war die Eröffnung
des Handwerkermarktes, dem sich ein Heimatabend unter dem Motto
„Brauchtum rund um Waldkirchen“ anschloss. Neben den beiden
Patenvereinen aus Witzmannsberg und Jacking wirkten der Jubelverein, die
Waldkirchener Trachtenvereine aus Ratzing und Erlauzwiesel sowie die
Tanz- und Plattlergruppen des Dreiflüssegaues Passau mit. Diese
Brauchtumsveranstaltung fand hervorragenden Anklang bei der Bevölkerung
und Besuchern. Das Brauchtum rund um Waldkirchen wurde von den
Rauhnachtlern, Marktrichterverein, Waldkirchener Sternsinger,
Drischl-Drescher, Emerenz- Maier – Verein sowie den Graineter
Salzsäumern gestaltet.
Franz Kindermann ist aufgrund seiner Verdienste nach einstimmigem Beschluss des Gauausschusses 2005 zum Gau – Ehrenmitglied des Dreiflüsse – Trachtengaus ernannt worden. Als Ehrenvorstand des Trachtenvereins und Ehrenmitglied im Gau sei es ihm weiterhin ein Anliegen, Brauchtum und Kultur in ihrer alten Form mit erhalten zu wollen. Stolz präsentierte Franz Kindermann seine Ernennungsurkunde vor dem im Jahre 1995 vom Trachtenverein restaurierten „Waffen-Christi-Kreuz“ an der Saßbachmühle mit den Vorständen aus Waldkirchen, Witzmannsberg und Freyung.
80-jähriges Gründungsfest 2005
Mit einem „kleinen“ Fest feierte der Trachtenverein Waldlerbuam“
Waldkirchen 2005 sein 80- jähriges Bestehen. In einem Festzelt neben
dem Vereinslokal in Saßbachmühle wurde dieses Jubiläum gefeiert. Bei
strahlendem Sonnenschein wurde der Festtag als Höhepunkt mit
Festgottesdienst und Weihe der neuen Fahne gefeiert. Bei der festlich
geschmückten Karoli-Kapelle zelebrierte Pfarrer Kessler die
Waldler-Messe, die musikalisch von den Trachtenvereinen aus Freyung und
Raßreuth umrahmt wurde. Der Festzug mit über 3000 Trachtlern,
Brauchtumsgruppen und örtlichen Vereinen bildete eine wunderbare Kulisse
durch das festlich geschmückte Waldkirchen und zeigte die Vielfalt und
Lebendigkeit der Tracht in unserer niederbayerischen Heimat. Unser
Verein stand 2003 Pate beim Trachtenverein .Wolfstoana Buam“ anlässlich
des 50-jährigen Gründungsfestes. Am ersten Tag wurden vom 1. Vorstand
Ludwig Bauer und seiner Stellvertreterin Sieglinde Lang zahlreiche
Vereinsmitglieder für 40-jährige Treue zum Verein geehrt. Eine
besondere Ehrung für langjährige Mitgliedschaft erfuhren die 2.
Vorsitzende Siglinde Lang sowie die Vereinsmitglieder Josefund Ursula
Süss. Als große Überraschung und vor allem als Anerkennung seiner
großen Verdienste um den Verein wurde der ehemalige Vorstand Franz
Kindermann von der Vereinsführung zum Ehrenvorstand ernannt. Franz
Kindermann übernahm als neuzehnjähriger das Amt des 1. Vorstands und
führte den Verein über 30 Jahre wo er sich unermüdlich für Brauchtum
und Kultur einsetzte. Sieglinde Lang dankte dem Geehrten und führte
unzählige Veranstaltungen auf, die der Franz organisiert, angeregt,
geplant und durchgeführt hat, auch dass der Verein so gut wie jetzt da
steht, ist der Verdienst von Franz Kindermann.
Die aktuelle Führungsriege sowie Bürgermeister Josef Höppler
überreichten die Ehrennadel und die Ernennungsurkunde. Die musikalische
Umrahmung gestaltete der Vereinsmusikant Hans Maier mit der
Unterstützung der Witzmannsberger Trachtler.
Der zweite Jubiläumstag stand ganz im Zeichen der Einweihung einer renovierten Pestsäule bei Saßbach, zu der zahlreiche umliegende Trachtenvereine und Gäste bei herrlichem Sonnenschein kamen. Nach der Begrüßung und einer kurzen Vorstellung von Vorstand Ludwig Bauer über den geschichtlichen Hintergrund der Gedenksäule konnte im anschließenden Wortgottesdienst Kaplan Anton Spreitzer die kunstvoll restaurierte Säule einweihen, dabei dankte er den Trachtlern für ihren Einsatz und die vielen Arbeitsstunden die geleistet wurden. Für die verstorbenen Mitglieder legten die Vereinsvorstände noch einen Kranz an der Säule nieder. Die „Waldlerbuam“ spenden den Reinerlös dieser Feierlichkeiten für die renovierungsbedürftige Orgel der Pfarrkirche. Walter Weiß dankte als 2. Gauvorstand dem Jubelverein für die jahrzehntelange gute Arbeit um die Heimat- und Trachtensache. Zur Unterhaltung spielte die Freyunger Tanzlmusi auf und es wurde fleißig getanzt und geplattelt. Das gute „Alte“ pflegen und bewahren und sich „Neuem“ nicht verschließen wird weiterhin unsere gemeinsame Aufgabe in der Hoamat- und Brauchtumsarbeit sein und bleiben